Den Geist ruhig zu bekommen ist nicht einfach. Ständig plant, organisiert, analysiert, kritisiert und quasselt er und macht meinen Kopf voll. Besonders am Abend, kurz vor dem Einschlafen, ist er oft noch am aktivsten.
Das ganze Schnattern ist ein Zeichen dafür, dass ich nicht im Moment lebe. Die Vergangenheit ist für mich weniger das Problem, ich beschäftige mich meistens mit der Zukunft. Was ich noch erledigen muss, wie das Wochenende organisiert ist, was es am Abend zum Essen gibt, was ich meiner Freundin zum Geburtstag schenken werde…
Das hält mich oft davon ab, das Leben wirklich zu erleben, die Farben, Geräusche und Gerüche wahrzunehmen, die mich umgeben.
Am ruhigsten ist mein Geist, wenn ich intensiv in einer Tätigkeit aufgehe: wenn ich mich in den unzähligen Ebenen meines Paisley-Musters verliere, wenn ich ein neues, aufwändiges Kuchenrezept ausprobiere oder wenn ich mit Papieren, Schere und Kleber die aktuelle Collage zusammenstelle. In solchen Momenten ist alles Zukünftige nebensächlich, der Blick ist klar und fokussiert und das Gequassel im Kopf ist für einige Zeit ausgeschaltet.
Beim Yoga lernen wir auch immer wieder, die Gedanken zu beruhigen und die Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt zu lenken. Das geht am besten, indem man sich auf die Atmung konzentriert. Sie kann überall dort hingeleitet werden, wo man besondere Unterstützung benötigt. Atme ich tief und bewusst in die Mitte der Brust, aktiviere ich damit meine Herzenergie. Sie steht für Vertrauen, Offenheit und Mitgefühl. Das sind Eigenschaften, die ich sehr schätze und wichtig finde.
Ein offenes Herz mag verletzbar sein, aber lieber vertraue ich auf das Gute im Menschen, als dass ich mein Herz vor allem und jedem verschließe. Ich glaube, dass das mein Leben reicher an Emotionen und Erfahrungen macht. Diese Überzeugung ist das Ergebnis eines langen Weges und ich bin darin noch lange nicht am Ende, aber es wird leichter, mit jedem JA zu Vertrauen und Offenheit.
Wie geht es dir damit? Hast du ein Grundvertrauen in andere Menschen?