Der kürzeste Monat des Jahres war erneut von erzwungener Untätigkeit, sprich Krankheit, überschattet und das hat mich ganz schön enttäuscht. Ich wollte doch so viel erledigen und die Zeit, die ich im Jänner nicht nützen konnte, doch wenigstens in diesem Monat aufholen. Aber leider kam wieder mal alles anders als geplant. Wie ich in dieser Zeit des Stillstands aber dennoch, inspiriert und motiviert bleibe, habe ich in diesen vier Tipps zusammengefasst:
Loslassen und annehmen
Der erste und wohl wichtigste Tipp für (kreative) Kranke ist es, loszulassen. Der Körper braucht jetzt ganz viel Ruhe, um gesund zu werden und deshalb müssen die ToDo’s jetzt warten. Klar hätte ich mir meine Woche oder diesen Monat anders eingeteilt und mir vieles vorgenommen: Ich wollte an meinen Etsy-Designs weitermachen, Instagram-Postings vorbereiten, Geburtstagsgeschenke organisieren und verpacken oder mich mit lieben Menschen treffen. Das alles musste abgesagt oder verschoben werden, denn nur wenn ich gesund bin, kann ich auch mit viel Energie und aus ganzem Herzen an meinen Mustern und Designs arbeiten.
In der Akutphase habe ich sehr viel geschlafen und habe gemerkt, wie gut mir das tut. Der Körper kann sich nämlich im Schlaf am besten darauf konzentrieren, die Krankheitserreger zu bekämpfen und das Immunsystem auf Hochtouren arbeiten zu lassen. Wenn ich ihn nicht mit Arbeit und kreativem Schaffen zusätzlich belaste, bleibt mehr Energie zum Gesundwerden. Vielleicht war auch ein Schlafmangel in den Wochen davor verantwortlich, dass ich nicht mehr so widerstandsfähig war. Ich bin keine Medizinerin, aber ich merke, dass ich anfälliger für Krankheiten bin, wenn ich meine persönliche Belastungsgrenze ständig überreize. Ich werte deshalb das Kranksein als ein Zeichen des Körpers, einen Gang zurückzuschalten und sich ganz auf die Erholung zu konzentrieren.
Es nützt somit nichts, mit der aktuellen Situation zu hadern oder sich mit Müh und Not an den Schreibtisch zu quälen. Ruhe, Wärme und ganz viel Tee sind das oberste Gebot. Alles andere muss warten. Wir sind es gewohnt, ständig aktiv und produktiv zu sein, so dass es uns falsch vorkommt, am helllichten Tag zu schlafen oder einfach mal nichts zu tun. Dabei brauchen vor allem auch die Kreativen Zeiten, in denen sie der Muse, der Zerstreutheit oder dem süßen Nichtstun hingeben. Im Alltag kommt diese Zeit stets zu kurz. Es gibt immer ein Projekt, eine Deadline oder eine Illustration, an der man noch arbeiten möchte. Nimmt man sich also diese Auszeiten nicht bewusst, zwingt einen der Körper dazu.
Inspiration sammeln
Dank Smartphone, Tablet und dem stabilen WLAN zuhause geht es ganz einfach, auch von der Couch aus inspiriert zu bleiben. Meine zwei wichtigsten Kanäle waren Pinterest und Skillshare. Pinterest ist für mich die erste Anlaufstelle, wenn ich auf der Suche nach einem neuen (veganen) Rezept bin, aber ich schaue mir auch sehr gerne Illustrationen, Muster und Kreativprojekte mit Papier an. Es gibt so viele talentierte Künstler:innen und tolle Projekte, dass die Zeit meist wie im Flug vergeht. Auch wenn ich sonst meine Zeit am Smartphone versuche zu limitieren, habe ich während meines Krankenstands doch so einige Stunden mit schmökern und schauen verbracht. Manchmal ergibt sich durch das Scrollen sogar eine Idee für ein neues Projekt. Sehr viel öfter bin ich aber einfach über dem Smartphone eingeschlafen und habe von farbenfrohen Mustern und schönen letterings geträumt. 🙂
Auf Skillshare habe ich mir ein paar Videos zum Thema „Zeichnen mit Illustrator am iPad“ angeschaut, damit ich die Zeit im Zug, wenn ich dann wieder gesund und unterwegs bin, noch effizienter nützen kann. So spare ich mir die Zeit, die ich für das Vektorisieren einer pixelbasierten Illustration benötige, und kann die Elemente direkt in dem Programm erstellen, in dem ich später die Muster oder artprints finalisiere.
Über das Maß an Medienkonsum im Krankenstand kann man streiten, aber ich finde, wenn ich Herz-Schmerz-Serien auf Netflix schauen kann, kann ich mir auch ein unterhaltsam gestaltetes Lehrvideo auf Skillshare anschauen, ohne meinen Heilungsprozess zu gefährden. Wichtig ist nur, dass es dazwischen wieder Ruhe- bzw. Schlafphasen gibt, denn man sollte sich ja nicht überfordern. Natürlich versuche ich mich auch nicht auf Pinterest oder anderen Kanälen von den tollen Illustrationen und Mustern der anderen Künstler:innen nach unten ziehen zu lassen und in eine Gedankenspirale à la „Ich werde das nie schaffen, wenn ich immer nur krank bin“ zu verstricken. Sobald die Gedanken in diese Richtung wandern ist es höchste Zeit, das Smartphone aus der Hand zu legen.
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Kritzeln ohne Ziel
Die meisten meiner Illustrationen und Muster entstehen bei mir bewusst und absichtlich. Sei es eine Serie wie die 100-Schokoladeverpackungen, eine neue Adventkalender-Edition, Kurs- oder Challenge-Aufgaben, eine neue Musterkollektion oder ein Geburtstagsgeschenk – ich designe meistens mit einem bestimmten Ziel im Kopf. Dabei ist es gerade im Kreativbereich so wichtig, den Stift oder Pinsel mal ganz ohne Erwartungshaltung laufen zu lassen. Es ist egal, wenn dabei nichts Brauchbares herauskommt und wenn man währenddessen immer wieder minutenlang aus dem Fenster schaut. Gerade im Krankenstand soll es keinen Leistungsdruck geben. Sich einfach nur dem Moment hinzugeben und die Ruhe, die Stille auf sich wirken lassen, ist für den Heilungsprozess von großer Bedeutung. Schade, dass es dafür erst oft die Krankheit braucht, um zu dieser Erkenntnis zu kommen.
Sehr angenehm sind in dieser Phase auch Ausmalbücher. Mittlerweile sind diese Bücher ja nicht mehr nur Kindern vorbehalten. Auch für Erwachsene gibt es eine große Auswahl an Motiven und Themen: Blumen, Tiere, Mandalas, mit Sprüchen oder geometrischen Mustern. Zum Glück hatte ich noch ein Buch in meinem Atelier und fand, dass es die perfekte Gelegenheit war, darin mal weiterzumachen. Das Schöne daran war, dass ich mich ganz auf die Formen und Linien konzentrieren konnte, ohne dass mir ständig der Perfektionismus über die Schulter schaute. Das kratzende Geräusch der Buntstifte auf dem Papier, der Geruch der Farben, die hauseigenen Geräusche, die man nur hört, wenn kein Fernseher oder Radio läuft – das alles konnte ich sehr bewusst aufnehmen und spüren.
Wenn du ein Ausmalbild von mir möchtest, schau doch in meinem Blogbeitrag von März 2023 vorbei.
Tapetenwechsel
Ein kleines Highlight gab es im Februar aber doch noch: ein Ausflug nach Rovereto! Manchmal braucht es nur eine Nacht außerhalb der eigenen vier Wände, um dem kreativen Geist wieder einen Push zu geben. Ganz besonders eignet sich dafür natürlich ein Besuch im Museum und davon gibt es in Rovereto sogar mehrere! In den knapp 24 Stunden, die wir dort waren, haben wir zwei davon besucht:
MART – Museo di arte moderna e contemporanea di Trento e Rovereto
Das Museum wurde vom Schweizer Architekten Mario Botta entworfen und im Sommer 2002 eröffnet. Auf vier Stockwerken und 6.000 m2 findet man eine große Auswahl an moderner und zeitgenössischer italienischer Kunst aus dem 20. und 21. Jahrhundert. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs fand dort die Ausstellung „Giotto und das 20. Jahrhundert“ statt. Besonders beindruckend ist die Kuppel aus Stahl und Glas über dem Eingangsplatz des Museums. Am höchsten Punkt ist sie 25 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 40 Metern.
Casa d’Arte di Fortunato Depero
Der Künstler Fortunato Depero ist in Rovereto aufgewachsen und gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Futurismus. Das Museum ist eigentlich ein Atelier und wurde vom Künstler selbst noch zu Lebzeiten geplant. Es zeigt die ganze Bandbreite seines Schaffens: von der ersten Bleistiftskizze bis zum fertigen Gemälde, raumhohe Wandteppiche, Plakate, Möbel, Spielzeug und Auszüge seiner persönlichen Korrespondenz über seine Projekte und Pläne. Ein Kunstwerk von Depero kennst du bestimmt: Er ist der Designer der bekannten Campari Soda-Flasche.
Dieser Ausflug hat den Februar trotz Krankheit zu einem erfreulichen Monat gemacht und er hat mir wieder viel Motivation und Inspiration für die kommenden Wochen gegeben, um an meinen Projekten weiterzuarbeiten. Manchmal ist es einfach notwendig, auf die Bremse zu treten, um danach wieder mit voller Energie weitermachen zu können.